An den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf sind alle Herdbuchsauen reinerbig resistent gegen die Ödemkrankheit. Die Ödemkrankheit gehört zu den weltweit häufigsten Erkrankungen bei Ferkeln. Sie stellt eine mit Ödemen einhergehende Infektionskrankheit bei Schweinen dar, die von Colibakterien verursacht wird. Diese F 18-Colistämme verfügen über die Fähigkeit, den Giftstoff Shigatoxin 2e zu produzieren. Mit ihren haarähnlichen Fäden, den F 18-Fimbrien, setzen sie sich an bestimmte Rezeptoren der Dünndarmoberfläche fest und geben ihr Enterotoxin ab. Aufgrund des freiwerdenden Toxins werden wesentliche Teile der Blutversorgung der Dünndarmwand geschädigt.
Bei einer reinerbig vorliegenden Coli-F 18-Resistenz, die auf eine natürliche Mutation am Chromosom 6 beruht, können sich diese Coli-F 18-Bakterien nicht an die Darmzotten anheften. Mit der Etablierung der Resistenz gegen die Ödemkrankheit stehen für ökologisch aber auch konventionell wirtschaftende Betriebe unempfindliche Zuchttiere zur Verfügung. Besonders Ökologisch wirtschaftenden Betrieben stehen aufgrund ihrer Erzeugungsauflagen über die Fütterung nur geringere Prophylaxemaßnahmen zur Verfügung.
Das Resistenzallel wurde durch Anpaarung von Trägern bei den Edelschweinsauen etabliert.
Mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurde über drei Jahre innerhalb der ökologischen Schweineförderung ein Teilprojekt zur Etablierung des Resistenzallels in den bayerischen Mutterrassen-Populationen gefördert. Dieses Projekt wurde durch die Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern betreut. Das Resistenzallel wurde durch Anpaarung von Trägern bei den Edelschweinsauen an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf etabliert. Das als Projekt „ReAlöS“ bezeichnete Forschungsvorhaben ist ein Bestandteil des Forschungsvorhabens „Verhaltenseigenschaften und Mütterlichkeit bei Sauen im ökologischen Landbau“. Zugleich wurde überprüft, ob sich durch die Einkreuzung des Resistenzallels andere Merkmale der Schweinepopulation wesentlich verändern (Technik – Folgen – Abschätzung). Aus der Vergangenheit ist bekannt, dass die Einkreuzung der Stressresistenz zu Beginn mit einem Absinken des Fleischanteils einherging.
Alle Bestandssauen der Lehranstalten weisen das erwünschte Allel in reinerbiger Form auf
Zum Abschluss des Projektes ergibt sich der Stand, dass das Resistenzallel beim Edelschwein an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf vollumfänglich eingeführt wurde. Alle Bestandssauen der Lehranstalten weisen das erwünschte Allel in reinerbiger Form auf. Die Schätzung der sogenannten pleiotrophen Effekte (Nebenwirkungen des Resistenzallels) durch die Erhöhung der Frequenz des Resistenzallels in der Mutterrassen-Population ergab für das Coli-F 18-Gen keine phänotypisch nachweisbaren Effekte.
Das Ergebnis zeigt, dass bei ausreichender Verfügbarkeit von Trägern des Resistenzallels eine umfangreiche Etablierung des Allels in die Population möglich ist. Aktuell ist kein Antagonismus zu den derzeitigen Leistungs- und Fitnessmerkmalen der Mutterrassenzucht erkennbar. Somit stehen ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben F 18-resistente DE- Zuchttiere aus den Landwirtschaftlichen Lehranstalten zur Verfügung.
Sabine Künzel